Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien versteht sich als ein wissenschaftlicher Forschungs- und Studienort im Dialog mit anderen Wissenschaften, mit der gesellschaftlichen Öffentlichkeit und mit der Kirche.

Dabei prägt der "genius loci" des Standorts Wien das Leben und die Arbeit der Fakultät. Die Geschichte dieser Stadt macht Wien zu einem europäischen Schnittpunkt verschiedener kultureller Welten; sie ist der Sitz wichtiger politischer Entscheidungsträger und internationaler Organisationen; in ihr sind zahlreiche christliche Schwesterkirchen, jüdische und islamische Gemeinden und andere Religionsgemeinschaften beheimatet.

Als Universitätsstadt erfreut sich Wien der dichten Präsenz verschiedenster Forschungseinrichtungen, aber auch anderer wichtiger gesellschaftlicher und kirchlicher Institutionen. Eine besondere Herausforderung für unsere Fakultät entspringt der geographischen Nachbarschaft zu Mittel-, Süd- und Osteuropa, insbesondere zu den nachkommunistischen Reformstaaten. Die Fakultät wird daher den theologischen Austausch mit den Ländern dieser Region fördern.

All das verpflichtet die Fakultät, zusammen mit den anderen Fakultäten, "das Verhältnis von Politik, Macht und Wissenschaft kritisch und selbstkritisch zu reflektieren, die demokratischen Prinzipien nach innen und nach außen zu vertreten, die Menschen- und Bürgerrechte weiterzuentwickeln und für ihre Verwirklichung einzutreten, nationale, religiöse und kulturelle Barrieren abzubauen und für die Verständigung von Kulturen, Völkern und Religionen einzutreten".

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  • Theologie an der Universität

    Theologische Wissenschaft arbeitet nicht isoliert, sondern in engem Verbund mit den anderen universitären Wissenschaften. Einerseits bedarf die Theologie der anderen Wissenschaften für ihre eigene Arbeit; sie weiß sich den Standards heutiger Wissenschaftspraxis verpflichtet.

    Andererseits kann sie die Wissenschaftswelt daran erinnern, dass die Lebenswelt der Menschen nicht nur durch Wissenschaft bestimmt wird. Sie mahnt eine Freiheits- und Gerechtigkeitskultur für alle ein - angesichts der wachsenden Zersplitterung der gemeinsamen Lebenswelt durch wissenschaftlich-technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen.

  • Theologie und Kirche

    Theologie steht auf dem Boden einer Tradition, die ihr ebenso vorgegeben wie aufgegeben bleibt. Gerade in Zeiten, die "Erinnerungen" oft ächten, kann eine Kirche, die "erinnert", auch eine Schutzkraft für den Menschen sein. Bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe ist die Kirche auf den Beitrag der Theologie angewiesen. Die Theologie ist dabei einerseits in die Kirche eingebunden und ein Teil ihres Lebens; andererseits unterliegt sie den Kriterien wissenschaftlichen Forschens.

    Das kann zu Spannungen führen, die einen respektvollen und schöpferischen Dialog zwischen Kirchenleitung und Theologie erfordern. Die Kirche kann von der Theologie einen Beitrag zur zeitempfindsamen Selbstauslegung des Christentums und der Kirche erwarten. Die Theologie wirkt darüber hinaus an der schöpferischen Weiterentwicklung kirchlicher Strukturen sowie bei der kirchlichen Personalentwicklung durch ein qualifiziertes wissenschaftliches Angebot zu Aus- und Fortbildung mit.

    In einer Zeit wachsender Neugierde für vielfältige Formen der Spiritualität sieht die Fakultät eine ihrer Aufgaben darin, über das persönliche Zeugnis der Lehrenden hinaus, die Bedeutung der universitären Theologie sichtbar zu machen. Die christlichen Traditionen von Spiritualität und Mystik gilt es mit dem rational verantworteten Diskurs aus dem Erbe der Aufklärung zu verbinden.

  • Theologie und Gesellschaft

    Das Evangelium bindet die Kirche an die Menschen, an ihr persönliches Leben und gesellschaftliches Zusammenleben. Deshalb muss die Theologie die erneuernde Kraft des Evangeliums in kritisch-loyaler Wachsamkeit für die aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen zur Entfaltung bringen.

    Die Arbeit der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien befasst sich daher mit gesellschaftsrelevanten Fragen und aktuellen Herausforderungen. Dazu zählen u. a. die Theodizee-Frage, das Schicksal der Freiheitskultur, Gewalt in der Gesellschaft, Solidarität und Solidarkultur, Gerechtigkeit im Verhältnis der Geschlechter, aktuelle ethische Fragestellungen, Zielsetzung und Gestaltung schulischer Bildung, Dialog mit anderen Religionen.

    Die Fakultät wird ihre Arbeit nicht nur innerhalb der wissenschaftlichen Öffentlichkeit betreiben, sondern ihre Projekte und Ergebnisse auch der gesellschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich machen. Darin liegt ein wichtiges Moment zur Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung der Theologie.

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