Programm der Ringvorlesung Klimagerechtigkeit und Religion

10.10.2023 - Podiumsdiskussion

Klimagerechtigkeit und Religion - Podiumsdiskussion mit führenden Religionsvertreter:innen zum Beitrag der Religionen in den Fragen von Klima, Nachhaltigkeit und Schöpfung.

Teilnehmer:innen

Dr. Nikolaus Krasa (Generalvikar der Erzdiözese Wien)

© Erzdiözese Wien

Dr. Maria Katharina Moser (Direktorin der evang. Diakonie)

© Simon Rainsborough

Gerhard Weißgrab (Präsident der Österr. Buddhistischen Gesellschaft)

© Gerhard Weißgrab

Berichte aus den Medien

17.10.2023 - emer. o. Univ.-Prof. Mag. Mag. Dr. Ingeborg Gabriel

Grenzenlos? Eine sozial-/geisteswissenschaftliche Vermessung des Terrains und seine ethisch-ökologischen Implikationen

Abstract:

Wir sind in der Moderne dem Glauben an die Grenzenlosigkeit menschlicher Möglichkeiten nahezu religiös verpflichtet. Umweltschäden, insbesondere der Klimawandel, zeigen den illusionären Charakter dieses Selbstverständnisses. Wie lässt sich „Gerechtigkeit in einer endlichen Welt“ dennoch individuell, zivilgesellschaftlich/kirchlich und politisch fördern?

Ingeborg G. Gabriel ist emeritierte Professorin für Sozialethik am Institut für Systematische Theologie und Ethik der Universität Wien.


24.10.2023 - Prof. Dr. Markus Vogt

Religionen im Klimawandel: Kompetenzen, Ambivalenzen und Transformationen

Abstract:

Klimaleugner finden sich überproportional unter bestimmten religiösen Gruppen (z.B. Evangelikale Christen und konservative Katholiken in den USA). Zugleich sind Vertreter der Religionen Vorreiter für weltweite Klimasolidarität. Die Umweltenzyklika „Laudato si‘“ gilt als der wichtigste Text zur kulturellen Tiefendimension des notwendigen Wandels. Was sind die dahinter stehenden Denkmuster? Was bedeutet der Klimawandel für die Gottesbeziehung und die christliche Hoffnung? Worin liegt die spezifische Kompetenz der Religionen für die Transformation hin zu einer klimaverträglichen Gesellschaft?

© Markus Vogt

Markus Vogt ist Lehrstuhlinhaber für Christliche Sozialethik an der Fakultät für Katholische Theologie der LMU München.


7.11.2023 - Prof. em. Dr. theol. Mag. phil. Hans Ulrich Steymans OP

Biozentrismus in der Priesterschrift? Eine ökologische Hermeneutik des Bibellesens vorgeführt am Buch Numeri

Abstract: 

Die priesterschriftlichen Verse Genesis 1,26.28 gelten als Ausdruck des Anthropozentrismus. Doch die Priesterschrift als Ganze schreibt dem Leben von menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen Heiligkeit und damit einen hohen Wert zu, der einem Biozentrismus nahe kommt. Die Vorlesung stellt die vom Earth Bible Project entwickelte ökologische Hermeneutik des Bibellesens vor und wendet sie auf Numeri 20 an, jenem priesterschriftlichen Text, nach welchem Mose das gelobte Land nicht betreten darf. 

© Hans Ulrich Steymans

Hans Ulrich Steymans ist emeritierter Professor an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Üe. 


14.11.2023 - Prof. Dr. Claudia Paganini

„A difference of degree and not of kind“. Überlegungen zur Tierethik

Abstract:

Wie viele Rechte wir Menschen den nicht-menschlichen Tieren zugestehen sollten, ist umstritten. Offensichtlich scheint aber, dass unsere gegenwärtige Praxis sich in keinster Weise moralphilosophisch legitimieren lässt und zwar ganz egal, welche weltanschaulichen Überzeugungen voraussetzt werden. Das wiegt umso schwerer, als das Leid und Unrecht, das nicht-menschliche Tiere tagtäglich in Mastbetrieben, auf langen Transportwegen und in den Schlachthöfen zugefügt wird, auch für den Menschen negative Folgen hat; die Erzeugung tierischer Produkte die Klimakrise weiter vorantreibt.

© Die Fotografen

Claudia Paganini ist Professorin für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München.


21.11.2023 - O. Univ.-Prof. Dr. Ulrich Körtner

Schöpfungsglaube, Klimaschutz und Ethik: Eine evangelische Perspektive

Abstract:

Umweltschutz und Klimaschutz sind eine praktische Weise, den Glauben an Gott den Schöpfer zu bekennen. Was gern als Bewahrung der Schöpfung bezeichnet wird, ist doch nur dann ein dezidiert christliches Unterfangen, wenn sich darin das Bekenntnis zu demjenigen, welcher der Ursprung und Grund der Schöpfung ist, ausspricht. Das unterscheidet die Kirche von Umweltschutzorganisationen oder sonstig NGO. Wird das Evangelium von dem, was allein Gott an der Welt und den Menschen getan hat und tut, geradlinig zum ethischen Appell für den Klimaschutz umgedeutet, handelt es sich keineswegs nur um ein ethisches, sondern auch um ein zutiefst dogmatisches Problem. Mit beidem setzt sich der Vortrag auseinander.

© Hans Hochstöger / Ulrich Körtner

Ulrich Körtner ist Ordinarius für Systematische Theologie (Reformierte Theologie) an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien


28.11.2023 - ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Hans Gerald Hödl

„Sacred Space“? Die Ordnung des Kosmos in den Religionen

Abstract:

„Sacred Space / Landscape“-  was meint das? Zunächst ist die Raumerfahrung des Menschen nicht die des umbauten Raumes, der ja erst von Menschen errichtet werden muss, sondern der Raum der Natur. Man weist aufgrund dieses Umstandes mitunter darauf hin, dass in Religionen naturnah lebender Völker (etwa die Aborigines Australiens oder die first nations Nordamerikas) die Erde selbst eine Heiligkeit besitzt, die aus der Kosmologie dieser Völker folgt und eine ökologisch verträglichere Einstellung dem nichtmenschlichen Leben auf unserem Planeten gegenüber begründet, als dies in den sogenannten „Weltreligionen“ der Fall ist. Es muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass natürlichen Räumen in vielen Religionen die Eigenschaft des „Heiligen“ – als Kultplatz oder Teil eines solchen – eignet. Und schließlich bleibt die Frage, wie sich die unterschiedlichen Konzeptionen des Kosmos auf den Umgang mit den natürlichen Ressourcen auswirken. Das kann in dieser Vorlesung freilich nur skizziert werden.

© Universität Wien

Hans Gerald Hödl ist außerordentlicher Professor (2009) für Religionswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.


5.12.2023 - Univ.-Prof. Dr. Sigrid Müller und Mag.a Mirijam Salfinger

Stimmen der Welt. Die Bedeutung Interkultureller Ethik und intersektionaler Perspektiven in Fragen der Klimagerechtigkeit

Abstract:

Wissenschaftliche Studien bekräftigen schon seit Jahren, dass in der Natur alles verbunden ist, weshalb beispielsweise die Zerstörung einzelner Elemente den Kollaps ganzer Ökosysteme zur Folge haben kann. Was in einigen Kontexten als „neue“ Erkenntnis rezipiert wurde und wird, zählt in anderen Kontexten, u.a. jener indigener Kulturen und Religionen, zum kollektiven Wissen bzw. Bewusstsein und ist damit fester Bestandteil der gemeinsamen Lebensweise. Das Bewusstsein für die Verbundenheit allen Seins – die Verflochtenheit, die das Zueinander-in-Beziehung-stehen zur Folge hat – führt zu einem veränderten Zugang und einer neuen Beziehung zur Natur. Diese wird nicht nur als nicht-menschliches Leben verstanden, sondern schließt auch Menschen mit ein. Das Bewusstsein darum hat Auswirkungen darauf, wie Menschen sich selbst und in ihrer Verbindung zu nicht-menschlichem Leben sehen. Dieses Bewusstsein bzw. ein möglicher Bewusstseinswandel in der westlichen Kultur fordert und ermöglicht eine ganzheitliche Lebensweise.

Im Kontext von Klimagerechtigkeit soll die Frage gestellt werden, welche Stimmen der Welt hörbar sind. Wie kann die Theologische Ethik die Stimmen von Menschen weltweit – vor allem jener Menschen, die am meisten unter den Folgen der Klimakatastrophe leiden – nicht nur hören, sondern ihnen Gehör verschaffen und sie in den Diskurs und Prozess des globalen Wandels miteinbeziehen? Welchen Beitrag kann hierzu eine Interkulturelle Theologische Ethik in Fragen der Klimagerechtigkeit leisten?

Sigrid Müller ist Univ.-Professorin für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Mirijam Salfinger ist Universitätsassistentin (prae doc) am Institut für Systematische Theologie und Ethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.


12.12.2023 - Prof. Dr. Julia Enxing

Theologie in der Klimakrise. Impulse für eine Schöpfungsverantwortung im 21. Jahrhundert

Das Gebot, uns die Erde untertan zu machen (Gen 1,28) ist das einzige biblische Gebot, das wir umfänglich umgesetzt haben. Die christliche Schöpfungstheologie ist mitverantwortlich für den Zustand unseres Planeten – und dennoch hält sie auch Impulse für eine Umkehr, ein Umdenken und ein Solidarisch-Sein mit allem, was lebt, bereit.

© Franca Pedrazzetti / Herbert Haag Stiftung

Julia Enxing ist Professorin für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie an der Technischen Universität Dresden.

U:Stream Aufzeichnung ist nur intern über Moodle zugänglich


9.1.2024 - Assoz.-Prof. MMag. Dr. Regina Polak

„Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“. Zum praktischen Beitrag biblischer Apokalyptik angesichts apokalyptischer Lust-Angst im deutschsprachigen Raum

Die „Apokalypse-Blindheit“ (G. Anders) in unserer Gesellschaft ist gefährlich. Zugleich sind weder die herrschende Lust-Angst an apokalyptischen Szenarien noch empirisch erhobene zeitgenössische Vorstellungen von Apokalypsen hilfreich, um die Bedrohung unserer Welt angesichts der Klimakatastrophe zu bestehen. Der Vortrag geht der Frage nach, ob und inwiefern biblische Apokalyptik als Deutung sowie Hoffnungs- und Widerstandspraxis in dieser Situation gesellschaftlich etwas Sinnvolles beitragen kann zur Bewährung in den aktuellen Polykrisen.

Regina Polak ist Associate Professor für Praktische Theologie (seit 2013) an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.


16.01.2024 - Ass.-Prof. Mag. Mag. Dr. Dr. Helmut Jakob Deibl, Pd.

Bündnis denken. Religion, Kunst und Universität angesichts der Klimakrise

Abstract:

Die gegenwärtigen ökologischen Herausforderungen verlangen die Bildung neuer Allianzen – mitunter sogar von „antagonistic alliances“ (Martin Crowley). Drei „Orte“, die sich in den letzten 200 Jahren zunehmend voneinander entfernt haben, werden dazu in den Blick genommen: Religion, Kunst und Universität. Einerseits gilt es, die Frage zu stellen, zu welcher Form des Handelns sie motivieren können. Andererseits geht es aber auch darum, auf ihre je spezifischen Weisen des Nicht-Handelns angesichts der ökologischen Krise zu hören und diese zu gestalten: das Gebet, die performance und den Diskurs. Religion, Kunst und Universität können so einen Beitrag leisten zur Entwicklung einer bestimmten Wahrnehmungsform – aisthesis – des Seins bzw. der Wirklichkeit.

Jakob Deibl ist Assistenzprofessor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und wissenschaftlicher Manager des Forschungszentrums RaT.


23.01.2024 - Podiumsdiskussion mit Umweltverantwortlichen und Klimaaktivist:innen

Klimagerechtigkeit und Religion. Was ist zu tun?

Moderation durch Alexander Filipović und Johann Pock

Teilnehmer:innen

Andin Berisha (muslim.)

© Steirischer Landesjugendbeirat

Elma Šalo BSc (muslim.)

© Franziska Liehl

Markus Gerhartinger (kath.)

© Erzdiözese Wien/ Stephan Schönlaub

Mag.a Andrea Kampelmühler (evang.)

© Schomaker