"Divine Worship" oder "Anglican Use des Römischen Ritus"? Die Einheit der Liturgie in der Vielfalt der Riten und Formen

Autor(en)
Hans-Jürgen Feulner
Abstrakt

Hans-Jürgen Feulner stellt das nachkonziliare Phänomen einer katholischen anglikanischen Liturgieform sowohl nach der historischen als auch nach der liturgischen Seite dar. Damit ist eines der wichtigsten aktuellen Beispiele angesprochen, wie sich die Römisch-Katholische Kirche vom ökumenischen Impuls des Konzils bewegen ließ und sich jahrhundertealten liturgischen Traditionen öffnete (siehe den Beitrag von Kurt Koch). Möglich war dies, da die anglikanische Liturgie u.a. aus der vortridentinischen katholischen Liturgie hervorgegangen ist; die Problematik liegt in deren dogmatisch relevanten Veränderungen in den folgenden Jahrhunderten. Wie Papst Benedikt XVI. bereits 2007 mit dem Apostolischen Schreiben Summorum Pontificum dem überlieferten Ritus der eigenen lateinischen Tradition sein Heimatrecht zurückgegeben hat, so konnte es nicht überraschen, dass er 2009 mit der Apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus auch eine anglikanisch
geprägte Liturgieform prinzipiell zuließ, die weithin dieselbe Tradition im englischen Sprachgewand darbietet. Wie bereits das Konzil von Trient so hat auch das Zweite Vatikanische Konzil eigenständige Riten der westlichen Ritusfamilie zugelassen, die sich vom Römischen Ritus unterscheiden. Das jüngste Konzil hat einer noch größeren Offenheit gegenüber regionalen Eigenheiten im Sinne legitimer Inkulturation das Wort geredet, solange
die Einheit des römischen Ritus erhalten bleibt (SC 38). Eine Bewährungsprobe ist die jüngste Einrichtung von Personalordinariaten für ehemalige Anglikaner, wenn für diese demnächst eine eigene Liturgie aus der anglikanischen Tradition approbiert werden soll. Schon die erwähnte Ähnlichkeit der anglikanischen Messliturgie mit dem lateinischen Messordo von 1962/1965/1969 macht klar, dass hier kein neuer katholisch-anglikanischer Ritus entsteht, sondern lediglich eine anglikanisch geprägte Sonderform des römischen Ritus (»Divine Worship«), der sich vor allem durch ein in Jahrhunderten ausgebildetes Hochenglisch mit sakraler Würde und entsprechenden volkssprachlichen Gesängen auszeichnet
(siehe den Beitrag von Uwe Michael Lang). (S. H.)

Organisation(en)
Institut für Historische Theologie
Seiten
239 - 274
Anzahl der Seiten
35
Publikationsdatum
2014
Peer-reviewed
Ja
ÖFOS 2012
604031 Historische Technologie
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/divine-worship-oder-anglican-use-des-roemischen-ritus-die-einheit-der-liturgie-in-der-vielfalt-der-riten-und-formen(34fde391-d544-4d1b-86c3-e44887780a51).html