Johann Baptist Metz (Ehrendoktor der Katholisch-theologischen Fakultät in Wien) verstorben am 2.12.2019

Dezember 2019

Mit Johann Baptist Metz ist einer der prägendsten Theologen der nachkonziliaren Zeit in Münster verstorben. Er war der Katholisch-theologischen Fakultät in Wien in vielfacher Weise verbunden.

Als „Theologie mit dem Gesicht zur Welt“ beschreibt sein langjähriger theologischer Gesprächspartner und Freund, der em.Prof. für Fundamentaltheologie in Wien, Johann Reikerstorfer, den Ansatz von Metz.

Reikerstorfer würdigt, dass Wien für Metz wiederholt Diskussionsort und Exerzierfeld kühner Denkvorstöße war: So schon 1965, als der junge Theologe nach seinem Vortrag beim Universitätsjubiläum öffentlich mit Ernst Bloch über den Utopie-Gedanken diskutierte bis hin zu den Veranstaltungen „Pro-Wien“ des damaligen Wissenschaftsministers Dr. Erhard Busek. Und schließlich von 1993-1996 im Rahmen einer Gastprofessur an der Universität Wien. 1994 erhielt Metz für seine Verdienste das Ehrendoktorat der Universität Wien.

Für Habermas ist Metz „in seiner praktischen Wirksamkeit der eindrucksvollste deutsche Theologe der Gegenwart, weil er an der Kirche festhält und sich zugleich mit großer Offenheit allen geistigen Kämpfen der Zeit stellt“ – so Reikerstorfer in einem Beitrag anlässlich des 90. Geburtstags von Metz 2018.

Reikerstorfer durfte auf Einladung von Metz das Projekt seiner „Gesammelten Schriften“ konzipieren, bearbeiten und herausgeben (2015-2018). Das Anliegen war es, die oft kühnen Denkvorstöße von Metz „als verheißungsvolle Impulse christlicher Weltverantwortung in den globalen Herausforderungen unserer Weltgesellschaft“ einzubringen.

Jan-Heiner Tück, Prof. für Dogmatik in Wien, hebt in seinem Nachruf (NZZ) hervor: „Aus dem wachen Sensorium für die Leidensgeschichten der Welt erwuchsen Revisionen. Statt weiter die Erlösung von Sünde und Schuld ins Zentrum der Theologie zu rücken, stellte Metz die beunruhigende Frage nach der Rettung des anderen in seinem Tod. Die anamnetische Solidarität mit den Opfern ließ ihn mehr Theodizee-Empfindlichkeit einfordern. Er warb für eine dunkle Mystik der Gottespassion – eine Leidenschaft für Gott, die in ein Leiden an Gott führen kann, weil dieser sich schmerzlich entzieht.“

Metz hat Generationen von Theologinnen und Theologen geprägt und zu einer gegenwarts- und zugleich vergangenheitssensiblen Theologie aufgefordert und eingeladen. Sein Projekt einer politischen Theologie ist aktueller denn je.

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