Öffentliche Stellungnahme zur UNESCO Resolution zu Jerusalem

21. Oktober 2016

Die Erinnerung an die dunkle Nacht der Shoah wäre wohlfeil, wenn sie nicht zu gesteigerter Wachsamkeit im Blick auf judenfeindliche Tendenzen der Gegenwart führen würde. So kann eine christliche Theologie, welche Auschwitz als Zeitindex ernst nimmt, nicht gleichgültig bleiben, wenn Juden in ihrem Selbstverständnis irritiert oder verletzt werden. Die jüngste UNESCO-Resolution über den Tempelberg in Jerusalem muss daher als hochproblematisch, ja inakzeptabel zurückgewiesen werden, da sie den Tempelberg ausschließlich mit dem muslimischen Namen „Haram-esch-Scharif“ (edles Heiligtum) bezeichnet, die jüdischen Namen „Har ha-Bayit“ (Tempelberg) oder Har ha-Miqdash“ (Berg des Heiligen) aber gezielt auslässt. Die enge Beziehung zwischen Jerusalem und dem Judentum, die in einer facettenreichen Geschichte vom salomonischen über den herodianischen Tempel bis in die Gegenwart reicht, wird so ausgeblendet. Dies ist ein Akt fahrlässiger Geschichtsvergessenheit. Er provoziert Irritationen und schürt Konflikte anstatt dazu beizutragen, dass Jerusalem als „Stadt des Friedens“ ein Ort sein kann, an dem Juden, Christen und Muslime friedlich miteinander leben und die heiligen Stätten aufsuchen können.

 

Die Leitung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien macht sich daher den Protest der Gemeinschaft Sant’Egidio uneingeschränkt zu Eigen und fordert die sofortige Rücknahme der UNESCO-Resolution.

 

Univ.-Prof. Dr. Sigrid Müller

Univ.-Prof. Dr. Jan-Heiner Tück

Univ.-Prof. Dr. Johann Pock

 

Link zur Stellungnahme von Sant'Egido